Gottes Staat und Parlament


Sind Demokratie und Islam miteinander vereinbar?

Marktredwitz, Egerland-Kulturhaus
Freitag, 15. März 2019
19:30 Uhr


Das Spannungsverhältnis zwischen Demokratie und Islam ist Thema des Abends. Nach einer Einführung in die Thematik sollen vor allem auch die Besucher zu Wort kommen. Unser Ziel ist eine angeregte und vielseitige Diskussion.


Insbesondere nach den schrecklichen Anschlägen am 11. September 2001 ist der Islam in den Augen vieler Menschen in der westlichen Welt gehörig in Verruf geraten. Die Reaktionen auf die Mohammed-Karikaturen, die Bilder von Empörung und Gewalt in islamischen Ländern trugen ebenso dazu bei, die Ressentiments gegenüber Muslimen in Europa wachsen zu lassen.
Pauschalierung und auch Unkenntnis führen zu vielen Vorurteilen über den Islam, die zum Teil in den einschlägigen Medien verstärkt werden. Hierzu gehört auch das Stichwort „Demokratie“. Der Islam erscheint nach dem Verständnis der Mehrheit hierzulande als nicht vereinbar mit Demokratie. Rückständigkeit, gesellschaftlich, religiöse und politische Missstände in der arabischen und islamischen Welt werden zumeist einzig dem Islam zugeschrieben.
Dass diese vereinfachte Sichtweise viel zu kurz greift und die Situation in islamischen Gesellschaften auch in punkto „Demokratie“ weitaus komplexer und vielschichtiger ist, soll der Vortrag des Bamberger Islamwissenschaftlers und Schriftstellers Nevfel Cumart verdeutlichen.
Welche Aussagen zum Thema „Demokratie“ lassen sich im Koran finden? Welche demokratischen Strukturen finden sich in den Kernländern der islamischen Welt? Warum sind Salafisten und Fundamentalisten gegen demokratische Bestrebungen in ihren Ländern? Sind Islam und Demokratie wirklich grundsätzlich nicht vereinbar? Welche Argumente werden hierfür immer wieder genannt? Diesen und anderen Fragen geht Nevfel Cumart in seinem Vortrag nach.
Cumart zeigt auch in anschaulicher Weise auf, welche Voraussetzungen und Faktoren für die bisherigen – positiven wie negativen – Erfahrungen mit Demokratie in der islamischen Welt eine Rolle spielen und welche Folgen das für die dortigen Gesellschaften hat.
Im Verlauf des Abends können nach den Wünschen des Publikums Fragen aufgegriffen und aktuelle Ereignisse in Deutschland sowie in der islamischen Welt von Nevfel Cumart analysiert und erläutert werden.
Die Veranstaltung soll einen Beitrag dazu leisten, einerseits die gesellschaftlich-politischen Verhältnisse in islamischen Ländern besser verstehen und einordnen zu können und andererseits eine bessere Verständigung zwischen Christen und Muslimen zu ermöglichen. Letztere sehen sich hierzulande in den letzten Jahren einem wachsenden Druck ausgesetzt.


Nevfel Cumart, geboren 1964, studierte Turkologie, Arabistik, Iranistik und Islamwissenschaft in Bamberg und arbeitet als freiberuflicher Schriftsteller, Referent und Übersetzer. Er veröffentlichte 18 Gedichtbände und eine Sammlung mit Erzählungen. Für sein literarisches Werk erhielt er diverse Literaturpreise, darunter den Kulturpreis Bayern (2008) und den Pax-Bank-Preis für interreligiöses Engagement (2011). Im Juli 2014 überreichte ihm Bundespräsident Gauck persönlich das Bundesverdienstkreuz am Bande. Cumart hält Vorträge und leitet Seminare über verschiedene Aspekte der islamischen Religion, die Lebenssituation der Ausländer in Deutschland sowie über die türkische Gesellschaft und Kultur. Er bereiste viele Länder der islamischen Welt.Seine Seminare, Lese- und Vortragsreisen führten ihn auch mehrfach ins Ausland (u. a. England, Irland, Schweiz, Türkei, Dänemark).

Die Autorenlesung wird gefördert durch den Friedrich-Bödecker-Kreis